Rezension
von Timo Brandt
Hier eine kleine Rezension zu Ihrem wirklich beeindruckenden Buch!
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Timo Brandt, Lyriker und Literaturkritiker auf Instagram. Lyristix.
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Die Leningrader Blockade von 1941-44 ist als Katastrophe tief im kulturellen Gedächtnis Russlands verankert und bereits in vielen dichterischen Werken aufgearbeitet worden, u. a. bei Polina Barskova, Joseph Brodsky und Jelena Schwarz (nicht zu vergessen Anna Achmatowa, deren "Poem ohne Held" hier oft zitiert wird). Andreas Andrej Peters Band widmet sich auf den ersten Seiten ebenfalls dieser Tragödie aus Hunger und Tod, bevor er im zweiten, längeren Teil Gedichte über/gegen den Krieg Russlands in der Ukraine versammelt. Als Überleitung dienen ihm dabei die angedeuteten Parallelen (siehe Foto 5) zwischen der Leningrader Blockade und der Belagerung von Mariupol.
Es ist ein starkes und episches Werk, das Peters hier gelungen ist, mal derb, mal klerikal, immer wieder von religiösen Metaphern, dann wieder von Nachrichten-Headlines durchzogen. Obgleich sie meist die individuellen Schicksale betonen, arbeiten die Gedichte auch gut den übergreifenden Abgrund heraus, der sich im Leningrad der 40er Jahre und in der Ukraine der Jetztzeit gleichermaßen auftut.
Derweil die Übeltäter der Naziära mittlerweile tot und größtenteils geschichtlich geächtet sind, feuert Peters gegen den noch lebenden Putin mehrere Breitseiten an Spott, Zorn und Verachtung. Zwischen einem Zynismus der Logik und einem Zorn, der auf der Hoffnung brütet, sind gerade diese Gedichte manchmal nicht ganz ausbalanciert, aber dafür wuchtig, kraftvoll, belebend.
Ein Buch zur Stunde – und zur Erinnerung an die bare Wahrheit, dass Krieg schlicht eine Katastrophe ist. Wie Paul Groussac schrieb: "Krieg ist die Schlachtung der Gegenwart und doch kann keine Zukunft von diesen Fleischstücken zehren."
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Von @brandt_timo